Smart Metering
Flächendeckende Einführung von Smart Metering
Das europäische Stromnetz wird digitalisiert und umgebaut. In der EU werden flächendeckend in Häusern und Wohnungen neue Stromzähler („SmartMeter") eingebaut. Mit diesen SmartMeters können Stromunternehmen aus der Ferne minutengenau in einer Wohnung messen, welche Menge an Strom gerade wo verbraucht wird. Stromkonzerne nutzen diese Daten, um damit Kraftwerke zu steuern. Zukünftig sollen so auch Haushaltsgeräte und Haustechnik minutengenau und automatisiert durch einen Stromversorger gesteuert werden, um Strom zu sparen. Der politische Druck zur Verbreitung dieser Technologie ist massiv. Bis 2020 möchte die EU 80% aller Haushalte mit "Smart Meter"-Geräten ausgestattet haben. In Italien wurden seit 2001 etwa 30 Millionen neue Zähler, die jedoch auf technisch vereinfachter Basis arbeiten, verpflichtend eingeführt. In Großbritannien und Frankreich wurden jeweils einige hunderttausend Geräte installiert. In Frankreich sollen zwischen 2013 und 2018 ca. 90% der Haushaltszähler durch moderne Messsysteme ersetzt werden. Auch in Deutschland werden Smart Meter kommen. Stromversorger führten bereits über hundert Pilotversuche durch. In deutschen Haushalten mit hohem Stromverbrauch (> 6000 kWh), in Neubauten und bei großen Photovoltaik-Anlagen muss seit 2013 per Gesetz ein Smart Meter eingebaut werden - laut einer Studie von Ernst&Young (2013) wird dies 1,2 Mill. Einbauten jährlich bedeuten. Allerdings stockt die Einführung aus Kosten- und Datenschutzgründen. In allen genannten Ländern erfolgt der Einbau und der Betrieb durch die Stromversorger selbst. Manchmal sind InHouse-Anzeigen vor Ort vorgesehen, manchmal sind die erfassten Daten nicht für den Konsumenten verfügbar.
Neue Kontrollmöglichkeiten versus Datensouveränität
Smart Metering ermöglicht neue detaillierte Einblicke, was in einem Haushalt passiert. Wer hat die Kontrolle über die neuen Messgeräte und die von ihnen ermittelten Daten? Der Stromkonzern oder die Verbraucher? Nicht jeder Mensch möchte, dass detaillierte Daten über die eigenen, alltäglichen Lebensgewohnheiten im Besitz eines Stromunternehmens sind. Wer Verbrauchsdaten zu lesen weiß, der sieht, wann geduscht, gewaschen oder gekocht wird. Ob der Stromverbrauch um 7 Uhr oder um 10 Uhr morgens in einem Haushalt ansteigt, ob regelmäßig nachts um 3 Uhr kurz das Licht angeht, ob der Stromverbrauch zwischen 9 und und 16 Uhr fast vollständig zum Erliegen kommt - all das erzählt etwas über einen Menschen. Ungeahnte Einblicke eröffnen sich zudem, wenn in Zukunft auch einzelne Haushaltsgeräte unter der Aufsicht eines Stromunternehmens mit dem Stromnetz kommunizieren.
Die Fernabschaltung von Zähler und Stromanschlüssen und die Verfolgung von Stromdiebstahl wird durch die neuen Technologien ebenso viel einfacher, zumindest wenn sich die Überwachungstechnologien in der Kontrolle der Stromversorger befinden. So konnten in Italien die Anzahl der manuellen Abschaltungen einer Stromversorgung um 99 Prozent reduziert werden. Die Möglichkeit zur Fernabschaltung brachte dem Stromkonzern ENEL erhebliche Erfolge beim Eintreiben von nicht gezahlten Stromgebühren. Es wird eine Frage der Zeit sein, wann sich Polizei und Sicherheitsbehörden für die Möglichkeit interessieren, massenhaft und dennoch gezielt einzelne Stromversorgungen aus der Ferne vorübergehend abschalten zu können.
Die neuen Kontroll- und Überwachungsmöglichkeiten werden bisher nur unzureichend in jenen Ländern diskutiert, die SmartMeter einführen. Was passiert, wenn die Menschen realisieren, dass Alltagsleben für ein Stromunternehmen gläsern wird? In den Niederlanden wurden der erste Vorstoß zur gesetzlichen Einführung von Smart Meter Technologien aus Datenschutzgründen gestoppt. Nun wird ein weiterer Anlauf unternommen. In Österreich wurde der 2011 eingeführte Zwang zum Einbau von Smart Meter wieder zurückgenommen, nachdem der Politik die komplexen Folgen für die Privatsphäre der Menschen bewusst wurden. Worum es also geht, ist der Einsatz von Smart Meter Technologien, die die Privatsphäre der Menschen respektieren. Das bedeutet mehr als Datenschutz - also die Frage, wer meine Verbrauchsdaten einsehen oder missbrauchen kann). Es geht um Datensouveränität und informationelle Selbstbestimmung: Will ich überhaupt, dass ein Unternehmen bestimmte Daten hat? Deshalb bleiben bei dem MioSmart AnalyseKit alle erhobenen Daten im Haus und sind unter der Kontrolle des Anwenders. Sie gehören den Menschen selbst und werden nur bei Zustimmung an Andere weitergeleitet. (Übrigens: Auch eine Sonnenstromanlage, die wie der MioSol HelioKit direkt in das Hausstromnetz einspeist, verschleiert den Stromverbrauch für Aussenstehende.)
Informationen über Stromverbrauch und Stromsparen
Smart Meter Technologien, die dem Nutzer einen Einblick in den eigenen Stromverbrauch geben, helfen beim Stromsparen. Internationale und nationale Studien belegen, dass das Einsparpotential zwischen 3 bis 15 Prozent liegt. Inhouse-Displays, die im Haushalt vor Ort Informationen über den Stromverbrauch anzeigen, führten zu Einsparungen von etwa 9 Prozent. (VaasaETT 2011). Zusammen mit Echtzeitinformationen über Internet und SmartPhone traut man solchen Methoden ein besonders hohe Wirksamkeit zu. Aber auch das Interesse am Stromsparen und Umweltschutz spielt eine Rolle: Für durchschnittlich interessierte Personen ermittelte das Fraunhofer Institut ein Einsparpotential von 3,7 Prozent (Intelliekon, Frauenhofer ISE 2012). Bei ambitionierten, aktiv an Umweltschutz interessierten Nutzern kann man ein Einsparpotential von 10 Prozent und mehr annehmen.